IEC 62351 ist der aktuellste Standard für Sicherheit in Energiemanagementsystemen und zugehörigem Datenaustausch und beschreibt
Maßnahmen zur Erfüllung der vier Grundforderungen an sichere Datenkommunikation / Datenverarbeitung: Vertraulichkeit, Datenintegrität,
Authentifizierung und Unleugbarkeit.
IEC 62351 besteht aus folgenden Einzelnormen:
IEC 62351-1
Übersicht über das Gesamtdokument IEC 62351 und Einführung in die informationstechnischen Sicherheitsaspekte für den Betrieb von Stromversorgungsanlagen
IEC 62351-2
Glossar der verwendeten Begriffe und Abkürzungen
IEC 62351-3
Ende-zu-Ende Absicherung des Datenverkehrs für TCP/IP-basierte Verbindungen durch Verwendung von TLS [RFC5246] mit erforderlicher gegenseitiger Authentifizierung
von Client und Server auf Basis von X.509-Zertifikaten
IEC 62351-4
Sicherheitsmaßnahme für MMS-basierte Protokolle (z.B. IEC 60870-6, IEC 61850) durch Absicherung der Transportschicht gemäß IEC 62351-3
und Definition eines Authentifizierungsmechanismus "SECURE" auf der Anwendungsschicht für MMS-Assoziationen unter Verwendung von X.509-Zertifikaten
IEC 62351-5
Sicherheit für IEC 60870-5 und abgeleitete Protokolle (z.B. IEC 60870-5-104 / IEC 60870-5-101 / DNP 3.0) auf der Anwendungsschicht mittels Zugriffsberechtigung auf
kritische Ressourcen einer Unterstation auf Basis von Rollen-basierten Zugriffsbeschränkungen (RBAC) und Erfassung sicherheitsrelevanter Ereignisse
in Statistiken.
IEC 62351-6
Sicherheit für das IEC61850-Protokoll durch Einsatz von VLAN-Markierungen und X.509-Signaturen bei GOOSE- und SMV-Telegrammen
IEC 62351-7
Sicherheit durch Einsatz von Tools zur Netzwerk- und Systemverwaltung, um eine Überwachung der Stromnetz-Infrastruktur zu ermöglichen, z.B. unter
Verwendung von MIB-Definitionen für IEDs, die herstellerunabhängige relevante Systeminformationen bezüglich des Gerätes und der Kommunikationslinien
über das SNMP-Protokoll in einer standardisierten Art bereitstellen
IEC 62351-8
Definition von Methoden zur Verarbeitung und Verwaltung von Zugriffsrechten für Benutzer und Dienste auf Basis eines Rollen-basierten Zugriffskontrollsystems (RBAC).
Die Identitätsinformation sowie der Rollenname wird in einem Zugriff-Token (ASN.1-Syntax) abgelegt, der mit Hilfe verschiedener Transportmechanismen
(X.509-Zertifikate, X.509-Attribut-Zertifikate, Software-Token) auf eine kryptographisch sichere Art zwischen den Systemen ausgetauscht wird.
Die zentrale Verwaltung der Zugangsdaten erfolgt über ein LDAP-System, das den Zugriff (PUSH- / PULL-Mechanismus) auf die Identitätsinformation des
Kommunikationspartners ermöglicht.
Zudem werden vordefinierte Standard-Rollen eingeführt (siehe folgende Tabelle) und die Zugriffsrechte im Kontext von IEC 61850
(z.B. Auflistung aller Objekte in einem "Logischen Gerät") definiert.
IEC 62351-9
"Cyber Security", das Schlüssel-Management für Stromversorgungsanlagen, behandelt den korrekten und sicheren Umgang mit sicherheitskritischen Parametern,
z.B. Passwörter, Verschlüsselungsschlüssel und den gesamten Lebenszyklus von kryptografischer Information (Anmeldung, Erstellung, Verbreitung,
Installation, Verwendung, Lagerung sowie der Entfernung).
Für asymmetrische Verschlüsselungsverfahren wird der Umgang mit digitalen Zertifikaten
(öffentlicher / privater Schlüssel), die notwendige Infrastruktur (PKI, X.509-Zertifikate) sowie Mechanismen bezüglich verschiedener Management-Aspekte,
z.B. Zertifikatsanforderung (SCEP, CMP), Zertifikatssperrung (CRL, OCSP) definiert. Bei Verwendung von symmetrischen Schlüsseln (z.B. Sitzungsschlüssel)
wird ein Mechanismus zur sicheren Verteilung basierend auf GDOI [RFC6407] und IKEv2 [RFC7427] vorgestellt.
IEC 62351-10
Die Norm erläutert Sicherheits-Architekturen für die gesamte IT-Infrastruktur, mit zusätzlichem Fokus auf spezielle Sicherheitsanforderungen aus
dem Umfeld der Stromerzeugung. Es werden kritische Stellen in der Kommunikationsarchitektur (z.B. Leitstelle zum Umspannwerk, Umspannwerk-Automatisierung)
identifiziert und geeignete Sicherheitsmechanismen (z.B. Datenverschlüsselung, Benutzerauthentifizierung) vorgeschlagen.
Die Anwendung des Mechanismus' aus IEC 62351 und bewährte Standards aus dem IT-Bereich (z.B. VPN Tunnel, Secure FTP, HTTPS) werden kombinierte, um
den Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden.
IEC 62351-11
Sicherheit für XML-Dateien durch Einbettung des originalen XML-Inhalts in einen XML-Container, der wahlweise Verschlüsselung, X.509-Signatur für
die Authentizität der XML-Daten, Erstellungszeitpunkt und Zugriffskontrolle für XML-Daten ermöglicht.
Die Zuordnung der verschiedenen Einzelnormen aus IEC 62351 auf standardisierte Protokolle im Bereich der Energiewirtschaft wird in folgender Grafik dargestellt: