Sinaut ST1 bezeichnet ein Stationsleitsystem der Firma Siemens, welches auf
dem speicherprogrammierbaren Automatisierungssystem Simatic S5 basiert.
Entsprechende Anschaltbaugruppen (TIM - Telecontrol Interface Module) stellen
die Fernwirkschnittstelle für den Datenaustausch mit der Außenwelt zur
Verfügung und verwenden dabei das hier beschriebene Protokoll.
Insgesamt stehen bei Sinaut ST1 drei verschiedene Betriebsarten zur Verfügung:
- Aufrufbetrieb
Im Aufrufbetrieb fragt die Zentrale nacheinander alle angeschlossenen
Unterstationen ab, welche dann ihrerseits die spontanen Daten abliefern.
Eine Station sendet niemals eigenständig. Multipoint-Verbindungen können nur
mit dieser Halbduplex-Betriebsart realisiert werden.
- zyklischer Betrieb
Bei dieser Vollduplex-Variante des Datenaustauschs können theoretisch
beide Kommunikationspartner gleichzeitig Daten absetzen. Jedes Telegramm
muss allerdings von der Gegenstelle quittiert werden, wodurch das Problem
der Flusskontrolle wirkungsvoll entschärft wird. Diese Betriebsart erlaubt
nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen.
- Spontanbetrieb
Diese Variante deckt den Datenaustausch über Telefonnetze mit Wählmodems
ab. Hat ein Kommunikationspartner Daten zur Übertragung anstehen, baut er
automatisch eine Wählverbindung zur Gegenstelle auf, sendet diese und baut
die Verbindung sofort wieder ab, falls die Gegenstelle nicht auch Daten
abliefern möchte. Da alle relevanten Telefonnummern im Speicher der
Koppelpartner abgelegt werden, können diese theoretisch zu allen
Gegenstellen eine Kommunikationsverbindung herstellen.
Die Telegrammrahmen des Protokolls entsprechen der DIN 19244, Formatklasse
FT1.2, welche auch beim IEC 60870-5-101 zur Anwendung kommt. Im Aufrufbetrieb
können an eine Zentrale bis zu 255 Unterstationen angeschlossen werden.
Die Anzahl der pro Telegramm übertragbaren Informationspunkte ist leider
nicht eindeutig festgelegt, sondern kann der folgenden Auflistung entsprechen:
Meldungstelegramme: |
1 oder 2 Byte
Nutzdaten pro Telegramm, entspricht 16 oder 32 Meldebits |
Analogwerttelegramme: |
8 oder 16 Byte
Nutzdaten pro Telegramm, entspricht 4 oder 8 Messwerten |
Zählwerttelegramme: |
4, 8 oder 16 Byte
Nutzdaten pro Telegramm, entspricht 1, 2 oder 4 Zählwerten |
Befehlstelegramme: |
grundsätzlich 2
Byte Nutzdaten pro Telegramm, entspricht immer 8 Befehlsbits |
Die Länge der jeweiligen Datentelegramme muss entsprechend der benötigten
Anzahl der Datenpunkte gewählt werden, da der Adressraum auf maximal 255
Telegrammnummern begrenzt ist.