Das Protokoll IEC 60870-5-103 ist ein internationaler Standard und wurde Anfang
der 90er Jahre von IEC (International
Electrotechnical Comission) freigegeben. Das Protokoll dient der Kopplung
zwischen einer Zentraleinheit und mehreren Schutzgeräten und wird im
Energieversorgungsbereich eingesetzt. Der standardisierte Funktionsumfang ist
speziell auf die Kommunikation mit Schutzgeräten ausgelegt und für andere
Anwendungen somit schwer adaptierbar.
Das Protokoll basiert auf der so genannten EPA-Architektur (Enhanced
Performance Architecture) und definiert entsprechend dem OSI-Schichtenmodell
lediglich die Bitübertragungsschicht, Sicherungsschicht und Anwendungsschicht.
IEC 60870-5-103 wird hauptsächlich auf relativ langsamen Übertragungsmedien
unter Benutzung der asynchronen V.24 (RS232) bzw. RS485 Schnittstelle eingesetzt.
Die Verbindung über Glasfaserkabel ist in der Norm ebenso spezifiziert. Die
Übertragungsgeschwindigkeit wird im allgemeinen mit maximal 19200 Bd angegeben.
Die Norm IEC 60870-5-103 ist ein "Companion Standard" und wird durch folgende
weitere Normen ergänzt:
- IEC 60870-5-1
hier werden unterschiedliche Frameformate definiert, wobei bei IEC 60870-5-103
lediglich das Format FT1.2 zum Einsatz kommt
- IEC 60870-5-2
definiert die Übertragungsverfahren der Sicherungsschicht
- IEC 60870-5-3
beschreibt den grundsätzlichen Aufbau der Anwenderdaten
- IEC 60870-5-4
definiert die Kodierung von Informationselementen
- IEC 60870-5-5
beschreibt grundlegende Funktionen der Anwendungsschicht
Die Interoperabilität zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller wird
mittels der so genannten "Interoperability" Liste, deren Aufbau in der Norm
definiert ist, sichergestellt. Hier wird für jedes Gerät durch Ankreuzen der
Funktionsumfang festgelegt. Die Schnittmenge zwischen den Listen verschiedener
Hersteller begrenzt den möglichen Funktionsumfang.
Neben den Standardprotokollfunktionen bietet IEC 60870-5-103
Erweiterungsmöglichkeiten für proprietäre, herstellerspezifische Funktionen.
Diese wurden von Schutzgeräteherstellern auch extensiv genutzt, so dass eine
Kompatibilität zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller nicht immer
gewährleistet ist. Zusätzlich kann durch die Verwendung sogenannter generischer
Datenobjekte der Funktionsumfang nochmal erheblich erweitert werden, da diese
die flexible Übertragung von beliebigen Informationen in beide Richtungen
ermöglichen.